22.04.2017  Forschung

„March for Science“: Gegenwind für die Wissenschaftsfeinde

Zum heute weltweit stattfindenden „March for Science“ erklärt Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung:

Weltweit erstarken autoritäre, nationalistische und rechtspopulistische Strömungen und Autokratien. Sie richten sich gegen Pluralität, Weltoffenheit und Toleranz und damit auch gegen freie, kreative und kritische Wissenschaft. Die Wissenschaft selbst schaut diesem Treiben nicht länger tatenlos zu, sondern wehrt sich zu Recht. Wir stehen an ihrer Seite und all derer, die für freie Wissenschaft und eine starke Zivilgesellschaft auf die Straße gehen.

Wo Grundfesten der Wissenschaftsfreiheit in Frage gestellt sind, stehen die offene Gesellschaft und Demokratie in Gänze auf dem Spiel. Es reicht daher seitens der Bundesregierung nicht länger aus, die weltweit vielerorts massiven Gängelungen „mit Sorge“ nur zu beobachten. Es braucht endlich deutlichen diplomatischen wie politischen Druck zum Schutz freier Wissenschaft.

Zwar ist es gut, dass Bund und Länder mit Stipendien geflüchtete Studierende und gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen und unser Land so zum Ankerplatz für Talente machen. Doch kommt es neben dem akuten Schutz für Gefährdete darauf an, systematische Strategien zum Schutz von Wissenschaftsfreiheit und gegen Gefährdungen von Studierenden und Forschenden zu forcieren. Hier muss die Bundesregierung nachlegen.

Auch hierzulande werden wissenschaftliche Befunde wie Klimawandel oder Genderforschungsergebnisse diskreditiert, verunglimpft oder geleugnet. Dem kann auch die Wissenschaft stärker entgegentreten. Um das Vertrauen in ihre Redlichkeit zu erhalten, muss Wissenschaft ihre Alltagsbedeutung erfahrbarer machen. Es braucht Gelegenheiten für den Austausch von der „langen Nacht der Wissenschaften“ über den „Tag der offenen Tür“ bis hin zum öffentlichen Dialog.

Bildung und Wissenschaft spielen eine Schlüsselrolle, um die Globalisierung fair zu gestalten. Eine starke Zivilgesellschaft mit einer starken Wissenschaft – das ist es, was wir in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt brauchen.