11.06.2021  Allgemein

Kinderarbeit: Kein Ende in Sicht

Zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni erklären Kai Gehring, Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, und Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik:

Bis 2025 soll jede Form der Kinderarbeit beendet werden. Dazu haben sich die UN-Mitgliedstaaten verpflichtet. Der Trend geht in die andere Richtung: 160 Millionen Kinder arbeiten weltweit, rund die Hälfte davon unter Bedingungen, die ihrer Gesundheit, Sicherheit und persönlichen Entwicklung schaden. Das ist eine alarmierende Entwicklung und macht die mühsam erreichten Fortschritte der vergangenen Jahre im Kampf gegen Kinderarbeit zunichte. Die Weltgemeinschaft und auch Deutschland müssen sich stärker gegen Kinderarbeit und Ausbeutung einsetzen. Wir brauchen gerechtere Wirtschaftsbeziehungen und Produkte ohne Ausbeutung und Kinderarbeit.

Kinderarbeit verletzt Rechte von Kindern und erhöht ihr Risiko für körperliche und physische Schäden. Besonders problematisch sind die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie durch wirtschaftliche Schocks und Schulschließungen. Gerade in Ländern des Globalen Südens werden viele von Schulschließungen betroffene Kinder nie wieder in die Schule zurückkehren. Um finanzielle Ausfälle in der Familie zu kompensieren, sind viele Kinder gezwungen zu arbeiten. Neben dem Ausbau sozialer Sicherungssysteme braucht es daher dringend verstärktes Engagement von Deutschland und anderen Geberländern für internationale Bildungsprogramme und „Back to School“-Kampagnen.

Es ist gut, dass die Bundesregierung nun nach langem Hin und Her endlich ein Lieferkettengesetz verabschiedet hat. Leider hat sie die Chance vertan, durch das Gesetz die schwersten Formen der Kinderarbeit einzudämmen. Denn das Gesetz gilt nur für die erste Zulieferstufe. Kinderarbeit – die häufig auf Plantagen, Äckern und in Minen stattfindet – wird somit nicht wirksam bekämpft. Zudem gilt das Gesetz nur für sehr große Unternehmen. Umweltaspekte werden nach wie vor nur halbherzig berücksichtigt und vor allem fehlt eine zivilrechtliche Haftungsregelung. All das führt dazu, dass auch Kinder nicht ausreichend vor Ausbeutung geschützt werden. Dabei zeigt der tragische Anstieg der Kinderarbeit, dass jetzt gehandelt werden muss. Sonst droht eine ganze Generation, die auf Kosten ihrer Schulbildung dazu gezwungen wird zu arbeiten, die Aussicht auf eine bessere Zukunft zu verlieren.