07.04.2020  Allgemein

132 grüne Abgeordnete appellieren an die Bundesregierung

In der Europäischen Union haben sich Staaten zusammengeschlossen, um miteinander die großen Herausforderungen der Menschheit besser gestalten zu können.

Die Corona-Krise trifft uns in einem uns bisher unbekannten Ausmaß und wir erleben, dass sich globale Zusammenhänge massiv verändern. Nicht nur die Rollenverteilung von Staaten, beispielsweise der USA und China, verschieben sich, sondern auch Lieferketten und die Globalisierung werden neu betrachtet. Wir steuern in eine weltweite Rezession, die ohne eine starke, gemeinsame politische Reaktion zu Massenarbeitslosigkeit und steigender sozialer Spaltung führen kann. Wir befinden uns aber auch in eine Zeit, in der es entscheidend sein wird, unsere Gesellschaft gegen derartige Krisen, wie auch den Klimawandel, zu wappnen.

Die Europäische Union ist der Rahmen, in dem wir diese Aufgaben am besten bewältigen können. Dafür ist es notwendig, dass wir nicht rein national agieren, sondern gemeinsam.

Jeder Mitgliedsstaat sollte die Gewissheit haben, dass Europa auch in Krisenzeiten zusammenhält und füreinander einsteht. Die Aufnahme von italienischen und französischen Erkrankten in deutschen Krankenhäusern zeigt, dass Europa solidarisch am Besten funktioniert. Freie Kapazitäten müssen aber noch stärker europäisch genutzt werden.

Auch wirtschafts- und finanzpolitisch ist das entscheidend: Die Mitgliedsstaaten dürfen in dieser Krise nicht den Druck der Finanzmärkte fürchten; vielmehr gilt es die Handlungsfähigkeit von Europa in Gänze zu sichern.

Deutschland profitiert massiv von Europa und konnte auch dank niedriger Zinsen und Exportüberschüssen in den letzten Jahren seinen Haushalt sanieren. Wir sind in der glücklichen Situation, in der Krise als wirtschaftlich starkes Land zu agieren und handlungsfähig zu sein – deshalb ist Solidarität mit anderen Staaten ein Gebot der Verantwortung. Denn die Ausgangssituation ist in anderen Ländern sehr viel schwieriger. Es ist aber in unserem Interesse, dass jetzt keinem Mitgliedsland die Puste ausgeht, um in Gesundheit, gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilisierung und dann Wiederankurbelung zu investieren. Wir dürfen nicht erlauben, dass sich die EU in zwei Arten von Ländern spaltet: Jene, die sich eine gute Antwort auf Corona leisten können, und jene, die das nicht können. Dies würde die Fundamente der EU ins Wanken bringen, aber auch den deutschen Wiederaufschwung verhindern – dieser funktioniert nicht mit einem halben Binnenmarkt.

Daher fordern wir die Bundesregierung auf, mit den europäischen Partner in einen konstruktiven Austausch über gemeinsame europäische Anleihen zu gehen! Es geht nicht um Altschulden, es geht darum, gemeinsam frisches Geld für neue Aufgaben aufzunehmen, den besonders Betroffenen gezielt zu helfen und es später gemeinsam zurückzuzahlen,  anteilig am jeweiligen BIP. Gemeinsame Anleihen sind nicht nur ein Schutzschild gegen Spekulanten an den Finanzmärkten, sondern gewähren eben allen die gerade notwendige finanzielle Puste, ohne eine weitere Euro-Krise zu riskieren. Der bisher von der Bundesregierung favorisierte Ansatz auf den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) zu setzen, verschiebt die politisch notwendigen Entscheidungen weg von gewählten und demokratisch legitimierten Politiker*innen zu einer Finanzinstitution.

Nur gemeinsam können wir als Europäische Union die Krise überwinden.

Europa muss jetzt zusammenhalten und wir müssen grenzüberschreitend politisch denken und handeln!

Als gewählte Vertreter*innen von Bündnis 90/Die Grünen bekennen wir uns dazu, das Versprechen Europas auf allen parlamentarischen Ebenen zu erfüllen.

6. April 2020

Textverantwortliche: Jenny Jasberg (MdHB), Julia Hamburg (MdL), Franziska Brantner (MdB), Anna Cavazzini (MdEP), Rasmus Andressen (MdEP)

 

Unterstützer*innen:

 

aus dem Europäischen Parlament:

Rasmus Andresen, MdEP

Micha Bloss, MdEP

Reinhard Bütikofer, MdEP

Anna Cavazzini, MdEP

Pierrette Herzberger-Fofana, MdEP

Sergey Lagodinsky, MdEP

Katrin Langensiepen, MdEP

Eric Marquardt, MdEP

Niklas Nienaß, MdEP

Jutta Paulus, MdEP

Viola von Cramon-Taubadel, MdEP

 

aus dem Bundestag:

Canan Bayram, MdB

Margarete Bause, MdB

Franziska Brantner, MdB

Agnieszka Brugger, MdB

Harald Ebner, MdB

Kai Gehring, MdB

Stefan Gelbhaar, MdB

Beate Müller-Gemmecke, MdB

Dieter Janecek, MdB

Kirsten Kappert-Gonther, MdB

Uwe Kekeritz, MdB

Katja Keul, MdB

Sven-Christian Kindler, MdB

Renate Künast, MdB

Markus Kurth, MdB

Steffi Lemke, MdB

Irene Mihalic, MdB

Claudia Müller, MdB

Ingrid Nestle, MdB

Cem Özdemir, MdB

Lisa Paus, MdB

Filiz Polat, MdB

Tabea Rößner, MdB

Charlotte Schneidewind-Hartnagel, MdB

Kordula Schulz-Asche, MdB

Wolfgang Strengmann-Kuhn, MdB

Ottmar von Holtz, MdB

aus den Landesparlamenten:

 

Baden-Würtemberg:

Andrea Bogner-Unden, MdL

Josha Frey, MdL

Bernd Murschel, MdL

Andrea Schwarz, MdL

 

Bayern:

Cemal Bozoğlu, MdL

Markus Büchler, MdL

Kerstin Celina, MdL

Max Deisenhofer, MdL

Barbara Fuchs, MdL

Christina Haubrich, MdL

Paul Knoblach, MdL

Eva Lettenbauer, MdL

Hep Monatzeder, MdL

Verena Osgyan, MdL

Tim Pargent, MdL

Toni Schuberl, MdL

Stephanie Schuhknecht, MdL

Katharina Schulze, MdL

Florian Siekmann, MdL

Ursula Sowa, MdL

Martin Stümpfig, MdL

Anna Toman, MdL

Christian Zwanziger, MdL

 

Berlin

Sabine Bangert, MdA

Daniela Billig, MdA

Silke Gebel, MdA

Susanna Kahlefeld, MdA

Antje Kapek, MdA

Anja Kofbringer, MdA

Georg Kössler, MdA

Nicole Ludwig, MdA

Sebastian Walter, MdA

Stefan Ziller, MdA

 

Bremen:

Philipp Bruck, MdBB

Björn Fecker, MdBB

Sahhanim Goergue-Philipp, MdBB

Thomas Pörschke, MdBB

 

Hamburg:

Maryam Blumenthal, MdHB

Sina Demirhan, MdHB

Rosa Domm, MdHB

Mareike Engels, MdHB

Alske Freter, MdHB

Gerrit Fuß, MdHB

Anna Gallina, MdHB

Rene Gögge, MdHB

Michael Gwosdz, MdHB

Jennifer Jasberg, MdHB

Linus Jünemann, MdHB

Dominik Lorenzen, MdHB

Andrea Nunne, MdHB

Lisa Maria Otte, MdHB

Dennis Paustian-Döscher, MdHB

Miriam Putz, MdHB

Gudrun Schittek, MdHB

Lena Zagst, MdHB

 

Hessen

Miriam Dahlke, MdL

Nina Eisenhardt, MdL

Vanessa Gronemann, MdL

Felix Martin, MdL

Lukas Schauder, MdL

Mirjam Schmidt, MdL

 

Niedersachsen:

Volker Bajus, MdL

Julia Hamburg, MdL

Helge Limburg, MdL

Christian Meyer, MdL

Dragos Pancescu, MdL

Stefan Wenzel, MdL

Nordrhein-Westfalen:

Sigrid Beer, MdL

Matthi Bolte, MdL

Horst Becker, MdL

Johannes Remmel, MdL

 

Rheinland-Pfalz:

Andreas Hartenfels, MdL

Daniel Köbler, MdL

Jutta Blatzheim-Roegler, MdL

 

Sachsen:

Daniel Gerber, MdL

Lucie Hammecke, MdL

Thomas Löser, MdL

Claudia Maicher, MdL

Christin Melcher, MdL

Volkmar Zschoke, MdL

 

Sachsen-Anhalt:

Wolfgang Aldag, MdL

Dorothea Frederking, MdL

Cornelia Lüddemann, MdL

Olaf Meister, MdL

Sebastian Striegel, MdL

 

Schleswig-Holstein:

Burkhard Peters, MdL

Lasse Petersdotter, MdL

Ines Strehlau, MdL

Bernd Voss, MdL

 

Thüringen:

Madeleine Henfling, MdL

Olaf Müller, MdL

Astrid Rothe-Beinlich, MdL

Laura Wahl, MdL

 

Bürgermeisterinnen:

Belit Onay, Bürgermeister Hannover