19.02.2014  Forschung

Wissenschaftsjahr: Chancen der Digitalisierung endlich klug nutzen

Zur heutigen Eröffnung des Wissenschaftsjahres „Digitale Gesellschaft“ durch Bundesforschungsministerin Wanka erklärt Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung:

Die Ausrufung eines Wissenschaftsjahres „Digitale Gesellschaft“ war überfällig, um die vielfältigen Chancen und potenziellen Risiken der Digitalisierung zu reflektieren. Es ist eine politische Herkulesaufgabe, unsere moderne Wissens- und Mediengesellschaft chancengerecht und technikfreundlich zu gestalten – und die Bürgerrechte dabei zu wahren. Die Digitalisierung bietet große Innovationspotenziale, allen voran für Mobilität, Gesundheit und Energieeffizienz. Dabei kommt es auf die Vereinbarkeit mit Datenschutz und Bürgerrechten an. Das Wissenschaftsjahr bietet eine gute Gelegenheit, die Wissenschaft stärker in die öffentliche Debatte über Transparenz, Massenüberwachung und den Schutz der Privatsphäre einzubeziehen. Sie kann Orientierung bieten, auf Skepsis antworten und gangbare Wege aufzeigen.

Neben Digitalisierung und Internet als Themen der Wissenschaft brauchen wir mehr Digitalisierung für die Wissenschaft selbst. Das Bundesforschungsministerium muss das Wissenschaftsjahr zum Anlass nehmen, endlich die Ausschöpfung dieser Potenziale durch eine klare Strategie voranzubringen. Zeitnah müssen Open Access und Open Data stärker gefördert und das Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft reformiert werden. Der dritte Korb der Urheberrechtreform ist immer noch überfällig. Er muss vor allem den für Bildung und Wissenschaft notwendigen Zugang zu digitalen Werken unter angemessenen und fairen Bedingungen gewährleisten. Die breite Nutzung der digitalen Potenziale sollte durch eine allgemeine „Bildungs- und Wissenschaftsschranke“ ermöglicht werden, die kleinteilige und komplizierte Regelungen ersetzt. Das Wissenschaftsjahr sollte daher auch ein Anlass dafür sein, die Empfehlungen der Enquete-Kommission auch für den Wissenschaftsbereich umzusetzen.