16.07.2019  Bildung

NRW fällt bei studentischem Wohnen zurück

Zur Antwort der Bundesregierung auf die von ihm initiierte Kleine Anfrage „Studentisches Wohnen in Deutschland“ erklärt der grüne Bundestagsabgeordnete Kai Gehring aus Essen:

 

„Seit 2005 hat die Zahl der Studierenden in Deutschland um 45 Prozent zugenommen, die Zahl der öffentlich geförderten Wohnheimplätze stieg hingegen nur um rund 8,5 Prozent. Die Chance auf einen Platz im Wohnheim ist auf ein gesamtdeutsches Allzeittief gesunken, die Unterbringungsquote liegt bei nur noch 9,6 Prozent. In Nordrhein-Westfalen ist die Unterbringungsquote sogar gesunken: Von 9,1 Prozent im Jahr 2016 zu Zeiten der rot-grünen auf nur noch 8,2 Prozent im Jahr 2018 unter der schwarz-gelben Landesregierung.

Die Mietenexplosion hat auch das studentische Wohnen voll erfasst. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Studierenden in Deutschland um fast eine Million gestiegen. Leider hielt die Zahl der öffentlich geförderten Wohnheimplätze damit überhaupt nicht Schritt. Nicht einmal 20.000 neue Zimmer wurden im gleichen Zeitraum errichtet. Die privaten Wohnheimplätze hingegen haben sich allein seit 2010 mehr als verdreifacht. Das hilft Studierenden aber wenig, wenn sie dafür gezwungen sind, ganz tief in die Tasche zu greifen. Möblierte Wohnungen und Zimmer gehören nämlich zu den vielen unsinnigen Ausnahmen der löchrigen Mietpreisbremse dieser Bundesregierung. Wir Grüne fordern deshalb seit langem: Die Mietpreisbremse muss endlich scharf gestellt werden. Die Schlupflöcher müssen weg – auch und gerade in den Universitäts- und Hochschulstädten!

Ein Gutteil des heutigen Bestands an Wohnheimen wurde über Bund-Länder-Programme gebaut bzw. saniert. Dennoch will die Bundesregierung diese gute Kooperation nicht fortsetzen. Das Allzeittief bei den Wohnheimplätzen muss ein Weckruf sein. Eine Wohnheim-Offensive gemeinsam mit den Ländern wäre die richtige Antwort auf lange Wartezeiten auf einen Wohnheimplatz. Andernfalls drohen zu Semesterbeginn weiter Zelt- oder Matratzenlager auf dem Campus. Die NRW-Landesregierung muss gemeinsam mit Bauminister Seehofer und Bildungsministerin Karliczek liefern statt studentischer Wohnungsnot tatenlos zuzusehen.

Studierende brauchen nicht nur einen Platz im Hörsaal, sondern auch gute Lehre, gute Studienberatung, eine Studienfinanzierung, die zum Leben reicht und ein bezahlbares Dach über dem Kopf. All dies zu ermöglichen, ist trotz aller Anstrengungen von Bund, Ländern und Hochschulen, noch nicht gelungen. Gerade Studieninteressierte aus einkommensarmen Nicht-Akademiker-Familien sind auf eine verlässliche Studienfinanzierung und eine bezahlbare Bleibe angewiesen, damit der Bildungsaufstieg gelingt.“